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Neuigkeiten vom Lions Club Gera


21.10.2017

Elite verpflichtet

Das Ideelle weicht einer ökonomisch-materiellen Definition
Von Wulf Mämpel | Stellv. Chefredakteur | LION 10/2017

Warum sind Eliten wieder einmal in Verruf geraten? Die Bildungseliten sind inzwischen von den Führungseliten abgelöst worden, was den Verruf nicht besser werden lässt. Die Kritik an den Eliten kann man verstehen, wenn es stimmen sollte, dass sich der Status der Elite heute nur noch materiell und nicht mehr ideell definiert. Das ist wohl der Jammer unserer Tage! Jeder Emporkömmling hält sich für ein Mitglied der neuen Elite und muss doch erkennen, dass er wegen vieler Defizite eigentlich nicht so richtig dazugehört. Ihm fehlen die Softskills menschliche Reife, Solidarität, Geschmack, Toleranz, Charme, Hilfsbereitschaft, Verständnis und Nächstenliebe. Der Dreitagebart ist dann doch etwas zu wenig!

Viele Dezennien war der Bildungsbürger bespöttelt und als „abgehoben“, ja, spießig bezeichnet worden. Nun, nachdem Bildung als „scharfe Waffe gegen die Armut“ neu definiert wird, hat sich das Feindbild verändert und wird brutal auf die hemdsärmeligen Manager übertragen. Besonders in den Fällen, in denen sie ihre Firmen vor die Wand fahren und auch noch horrende Abfindungen kassieren. Das „böse Gesicht des Kapitalismus“ hat dadurch an Konturen gewonnen.

Und dennoch: Wir leben in allen Regionen unseres Landes in einer Zeit höchsten materiellen Wohlstands - sowohl im internationalen als auch im historischen Vergleich. Trotz dieser objektiven Befunde steht die Debatte um die „neue Armut“ auch heute noch auf der Agenda. Sie hat gerade den Bundestagswahlkampf dominiert. Das Ideelle weicht einer ökonomisch-materiellen Definition Die drohende Spaltung der Gesellschaft durch eine fehlende Gerechtigkeit wird wie ein Fetisch Tag für Tag in den Medien beschworen. Begriffe wie Arroganz, Verschwendung, Maßlosigkeit, Egoismus, Selbstverschulden und Realitätsverlust aber werden verschwiegen oder verharmlost. Viele Möchtegerne werden heute für die wahrhaft Erfolgreichen gehalten, weil sie materiell im Rampenlicht stehen, intellektuell und ideell aber große Lücken aufweisen, die gerne übersehen werden. Der schöne Schein der neuen Bourgeoisie!  

Der geträumte Aufstieg in die Mittelschicht wird für viele einfache Angestellte und Arbeiter ein Traum bleiben, denn Geringqualifizierte profitieren kaum noch von steigenden Einkommen. Bildung, Bildung, Bildung - dieser Dreiklang wird in den kommenden Jahren noch mehr an Bedeutung gewinnen, wenn die Produkte der „Künstlichen Intelligenz“ (Roboting, digitale Revolution) Tausende von niedrigqualifizierten Arbeitsplätzen vernichten. Bildung sollte aber immer auch ein Stadium der eigenen Freude sein, der Teilnahme am öffentlichen Leben und der ganz persönlichen Freiheit. Denn erst dann ist man in der Lage, ein ganz individuelles Lebensgefühl zu entwickeln. Manchmal will man nur ein qualifizierter Adressat sein, um komplizierte Dinge einfacher zu verstehen, um einzutauchen in fremde Welten, auch wenn sich dieses Wissen - anno dazumal Allgemeinbildung genannt - nicht immer beruflich „ausmünzt“.

Übrigens: Zur Bildung gehört auch die Herzensbildung! Weniger die Einbildung….






 
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