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Neuigkeiten vom Lions Club Gera


15.10.2021

Mobilität von A nach B

Über zwanzig Millionen Rentner und Rentnerinnen haben keine Lobby
Von Wulf Mämpel | Publizist | LION Oktober 2021

"21  Millionen ältere und alte Menschen leben in einer unaufhaltsamen Restlaufzeit". Dieser Satz empörte mich, als ich ihn las. Wo ist die viel beschworene Mobilität im Alter geblieben, die Seniorenaktivität und der Respekt vor älteren Menschen, die über eine hohe  berufliche  und  soziale  Kompetenz  verfügen?  Mit  zunehmendem  Alter spielt die Mobilität eine noch größere Rolle als in jüngeren Jahren. Sie ist eine Grundvoraussetzung für die sogenannte gesellschaftliche Teilhabe.

Für viele Menschen liegen Arbeit, Wohnen, Familie, Freizeit und Einkaufen weit auseinander. Wollen sie ihre Bedürfnisse befriedigen, müssen sie mobil sein  und  bequem  von  A  nach  B  kommen. Doch gerade für die Alten ist es oft mühsam, täglich Distanzen zu überwinden. Die Zweiradprediger können doch nicht  wirklich  erwarten,  dass  Senioren  und  Seniorinnen  bei  jedem  Wetter auf das inzwischen zum Fetisch erhobene Rad umsteigen – altersbedingten Beschwerden, Behinderungen oder Krankheiten zum Trotz!

Der  Rettung  des  Weltklimas  wegen sollen wir also Rad fahren. In den Städten entstehen Fahrradstraßen und Radwege und ein Durcheinander unter den Teilnehmern  am  Straßenverkehr:  Fußgänger,  Lkw-Fahrer,  Radfahrer,  Pkw-Fahrer, Motorradfahrer, E-Rollerfahrer, Skater,  Rollschuhfahrer,  Kinderwagenschieber   alle  unterliegen  Verkehrsregeln.  Zum  Beispiel  der,  deren  Einhaltung ich noch nie erlebt habe: Radfahrer haben auf den Zebrastreifen und in Fußgängerzonen  ihr  Gefährt  zu  schieben. Die  Realität  sieht  leider  anders  aus. Frechheit  siegt  vor  Verkehrsrecht.  Seniorinnen und Senioren haben selbst auf Gehwegen ihr Recht verloren und werden  einfach  „weggeklingelt“.  Ich  habe noch  nie  einen  Radler  anhalten  sehen, um einen Fußgänger vorbeizulassen.

„Mobil sein“ bedeutet nicht nur, dass ältere Menschen mit dem eigenen Auto fahren  können.  Ebenso  muss  es  ihnen freistehen, sie sich zu Fuß, mit dem Fahrrad,  mit  Bus  und  Bahn  sowie  mit Sonderfahrdiensten  fortzubewegen,  zu reisen und selbstbestimmt in den Urlaub zu fahren, auch mit Gepäck – den Widrigkeiten  in  unseren  Bahnhöfen  zum Trotz.  Warum  gibt  es  auf  deutschen Bahnhöfen  und  Flughäfen  keine  „Porter“    wie  in  USA  und  Südafrika  zum Beispiel?

Weil  der  eigene  Pkw  den  Mobilitätswünschen und -bedürfnissen älterer Menschen  zumindest  derzeit  am  ehesten entgegenkommt, wird der Anteil der Autobesitzer und -nutzer unter den Älterer weiterwachsen. Und exakt hier beginnt der Konflikt: Die Ergebnisse einer Studie  zeigen,  dass  Lebensqualität  wesentlich beeinflusst wird durch die Möglichkeit, im Alter aktiv zu sein. Das setzt voraus, dass man beweglich und gesund ist und ein Auto nutzen kann. Die Studie zeigt auch, dass fast alle älteren Menschen unter dem zunehmend aggressiver werdenden  Verkehr  leiden.  Mangelnde  Rücksichtnahme,  fehlende  soziale Unterstützung und Aggressivität werden als höchst problematisch empfunden.

Das  niedrige  Zufriedenheitsniveau ist klarer Ausdruck dafür, dass die Abnahme  der  Mobilität  kein  freiwilliger Rückzug  ist,  sondern  Ältere  sich  notgedrungen  mit  gesundheitlichen  Einschränkungen  und  ungünstigen  Rahmenbedingungen  abfinden  müssen.  Sie haben keine Lobby!

 

Wulf Mämpel






 
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