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Neuigkeiten vom Lions Club Gera
"21 Millionen ältere und alte Menschen leben in einer unaufhaltsamen Restlaufzeit". Dieser Satz empörte mich, als ich ihn las. Wo ist die viel beschworene Mobilität im Alter geblieben, die Seniorenaktivität und der Respekt vor älteren Menschen, die über eine hohe berufliche und soziale Kompetenz verfügen? Mit zunehmendem Alter spielt die Mobilität eine noch größere Rolle als in jüngeren Jahren. Sie ist eine Grundvoraussetzung für die sogenannte gesellschaftliche Teilhabe.
Für viele Menschen liegen Arbeit, Wohnen, Familie, Freizeit und Einkaufen weit auseinander. Wollen sie ihre Bedürfnisse befriedigen, müssen sie mobil sein und bequem von A nach B kommen. Doch gerade für die Alten ist es oft mühsam, täglich Distanzen zu überwinden. Die Zweiradprediger können doch nicht wirklich erwarten, dass Senioren und Seniorinnen bei jedem Wetter auf das inzwischen zum Fetisch erhobene Rad umsteigen – altersbedingten Beschwerden, Behinderungen oder Krankheiten zum Trotz!
Der Rettung des Weltklimas wegen sollen wir also Rad fahren. In den Städten entstehen Fahrradstraßen und Radwege und ein Durcheinander unter den Teilnehmern am Straßenverkehr: Fußgänger, Lkw-Fahrer, Radfahrer, Pkw-Fahrer, Motorradfahrer, E-Rollerfahrer, Skater, Rollschuhfahrer, Kinderwagenschieber − alle unterliegen Verkehrsregeln. Zum Beispiel der, deren Einhaltung ich noch nie erlebt habe: Radfahrer haben auf den Zebrastreifen und in Fußgängerzonen ihr Gefährt zu schieben. Die Realität sieht leider anders aus. Frechheit siegt vor Verkehrsrecht. Seniorinnen und Senioren haben selbst auf Gehwegen ihr Recht verloren und werden einfach „weggeklingelt“. Ich habe noch nie einen Radler anhalten sehen, um einen Fußgänger vorbeizulassen.
„Mobil sein“ bedeutet nicht nur, dass ältere Menschen mit dem eigenen Auto fahren können. Ebenso muss es ihnen freistehen, sie sich zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit Bus und Bahn sowie mit Sonderfahrdiensten fortzubewegen, zu reisen und selbstbestimmt in den Urlaub zu fahren, auch mit Gepäck – den Widrigkeiten in unseren Bahnhöfen zum Trotz. Warum gibt es auf deutschen Bahnhöfen und Flughäfen keine „Porter“ – wie in USA und Südafrika zum Beispiel?
Weil der eigene Pkw den Mobilitätswünschen und -bedürfnissen älterer Menschen zumindest derzeit am ehesten entgegenkommt, wird der Anteil der Autobesitzer und -nutzer unter den Älterer weiterwachsen. Und exakt hier beginnt der Konflikt: Die Ergebnisse einer Studie zeigen, dass Lebensqualität wesentlich beeinflusst wird durch die Möglichkeit, im Alter aktiv zu sein. Das setzt voraus, dass man beweglich und gesund ist und ein Auto nutzen kann. Die Studie zeigt auch, dass fast alle älteren Menschen unter dem zunehmend aggressiver werdenden Verkehr leiden. Mangelnde Rücksichtnahme, fehlende soziale Unterstützung und Aggressivität werden als höchst problematisch empfunden.
Das niedrige Zufriedenheitsniveau ist klarer Ausdruck dafür, dass die Abnahme der Mobilität kein freiwilliger Rückzug ist, sondern Ältere sich notgedrungen mit gesundheitlichen Einschränkungen und ungünstigen Rahmenbedingungen abfinden müssen. Sie haben keine Lobby!
Wulf Mämpel